Curta Type 1a - Geschichtliche Betrachtung - Historical reflection
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Bericht von R. Häni, Schweiz |
Warum wurde die Curta 1a entwickelt?
Was wurde mit der Curta 1a verbessert?
Warum wurden die Verbesserungen nicht umgesetzt?
Wie gings weiter?
Vorgeschichte |
Um zu verstehen, warum es zur Entwicklung der Curta 1a kam, ist es vorteilhaft, einige entscheidende Aspekte in der Geschichte der Contina AG zu kennen:
1947 nahm die Contina AG mit minimalen Mitteln - eingemietet im Gasthaus Hirschen in Mauren, Fürstentum Liechtenstein - die Entwicklung zur Massenproduktion der Kleinrechenmaschine auf.
1948 begann der Aufbau der Serienproduktion im neu errichteten Werk. Bis Mitte 1950 wurden ca. 700 Stück gefertigt, unter grossen Schwierigkeiten: ungenügende Werkzeuge, Maschinen, ungenügende Teilepräzision, gut ausgebildetes Personal fehlte. Der Aufwand für die Herstellung der vielen Präzisionsteile wurde massiv unterschätzt. Die geplante Produktionsmenge wurde bei weitem nicht erreicht: Die Materialkosten, Montage- und Kontroll-aufwand waren zu hoch, es musste viel in Handarbeit justiert/angepasst werden.
Aus Revisionsberichten der Schweizerischen Treuhandgesellschaft lassen sich die Herstellkosten für 1949 und 1951 grob herausrechnen. Curt Herzstark nennt zwei Zahlen für 1950 aus seiner Erinnerung heraus. Die Kostenrechnung ist vereinfacht, gibt aber einen Eindruck über die Rentabilität in diesen ersten Produktionsjahren: |
Kosten pro Stück in CHF |
1949 |
1950 |
1951 |
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Materialkosten, Einkaufsteile, etc. |
200 |
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155 |
Arbeitskosten (Montagezeit, Maschinenzeit, etc |
96 |
60 |
48 |
Amortisation, Verzinsung (Anlagen, Liegenschaft) |
370 |
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31 |
Herstellkosten total |
666 |
333 |
234 |
Werksabgabepreis |
295 |
215 |
215 |
Verkaufspreis im Einzelhandel |
400 |
400 |
400 |
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Die Curta war für die Contina AG ein Verlustgeschäft.
Ende 1950 schied Curt Herzstark aus der Firma Contina AG aus. Er blieb aber weiterhin bis 1956 als Berater mit der Firma verbunden. Mit dem Abgang von Curt Herzstark verlor die Firma die kompetente technische Führung.
1952 wurden die Fertigungsabläufe weiter optimiert, und die Herstellkosten konnten auf CHF 210 gesenkt, die Produktionszahlen gesteigert werden.
1955 kostete die Curta Type 1 im Handel CHF 400, die Curta Type 2 CHF 495. Diese Verkaufspreise blieben bis 1970 konstant!
1958 lähmte eine Rezession die ganze Weltwirtschaft, die Curta-Verkaufszahlen gingen stark zurück.
Projekt
Elmar Maier, Maschineningenieur und Mitkonstrukteur der Curta 1, wurde mit der Weiterentwicklung der Curta beauftragt, um die Herstellkosten weiter zu senken. Einige Verbesserungen führten zu neuen Patenten. Eine Musterserie von ca. 100 Stück wurde produziert und bei Kunden und in Schulen erfolgreich getestet.
Die Verbesserungen:
- Kurbelarm aus Kunststoff: billiger, reduzierte Montagekosten
- Löscherhebel aus Kunststoff: billiger, robuster (der Alu-Löscherhebel brach oft ab, wenn die Curta von der Arbeitsfläche rollte und zu Boden fiel)
- Vereinfachte Stufenwalze: Montagezeit halbiert
- Neuer Mechanismus der Zehnerschaltung: weniger Teile, einfachere Montage
- Zählwerkskörper aus Zinkdruckguss, mit eingespritzten Zählwerksachsen: billiger, weniger Teile, einfachere Montage
- Zahlenrollen aus Kunststoff: billiger, weniger Teile, einfachere Montage
- Rastung der Einstellachsen mit Kerben statt Senkungen: 90% weniger Produktionsaufwand
- Wagen und unterer Gehäusering mit Kunststoffeinlage und Rillen statt gefräster Alurändelung: billiger, weniger Produktionsaufwand
- Dezimalmarker am Einstellregister, mit graviertem Stellring und grauem Kunststoffknopf: billiger, weniger Teile, einfachere Montage
- Batterie-elektrischer Antrieb: als optionaler Zusatz
1961 wurde das Projekt der Geschäftsleitung präsentiert. Es wurde ein Kosteneinsparungspotenzial von 40% aufgezeigt. Zusätzlich nötige Investitionskosten: CHF 70'000.
Die Geschäftsleitung lehnte die Umsetzung dieser Verbesserungen ab. Das Projekt wurde gestoppt. Gründe wurden nicht kommuniziert.
Warum?
Wenn wir das damalige unternehmerische Umfeld der Contina AG anschauen, sind folgende Gründe wahrscheinlich für den negativen Entscheid:
- Die Rezession von 1958 war überwunden, die Geschäftszahlen wurden 1960 wieder besser
- Jedoch: Die Curta-Produktion hatte keine Priorität mehr
- Schon seit 1953 wurden verschiedene weitere Produkte entwickelt und produziert, und 1961 konnten die Foto- und Filmkameras auf dem Weltmarkt gut verkauft werden. Man setzte auf Kameratechnik, die Curta-Investitionskosten wurden für die Kamera-Entwicklung gebraucht
- Man befürchtete Schwierigkeiten bei der Produktionseinführung, mit Einbruch der Produktionszahlen, analog 1948-1950 - Die Curta's waren gut und stabil im Markt positioniert, echte Konkurrenz war keine zu sehen, Änderungen schienen also nicht zwingend
- Der einzige mögliche Konkurrent war die ALPINA-Rechenmaschine, die 1960 auf den Markt kam. Sie war grösser, hatte einen abnehmbaren Sockel, war ohne Sockel umständlicher in der Bedienung. Und sie hatte, wie die Curta 1948, mit Produktionsmängeln zu kämpfen. Produktion und Verkauf wurden bereits 1961 wieder eingestellt
Epilog
Das Curta-Verbesserungsprojekt war nicht ganz umsonst:
- Die Kurbel aus Kunststoff wurde eingeführt, ebenso der Kunststoff-Löscherhebel
- Die Aluminium-Etikette auf dem Kanister löste die Gravur ab
Im gleichen Jahr wurde die zweiteilige Abschlussscheibe eingeführt. Ein sogenanntes Schild (mit der Seriennummer) wurde in die Abschlussscheibe eingeklebt. Später kam noch der Kanister aus Kunststoff, der den Metall-Kanister ablöste. Er wurde 1964 eingeführt.
Über die ganze Produktionszeit von 1948 bis 1970 - 22 Jahre lang! - wurde an der Curta-Mechanik sehr wenig verändert. Obwohl der Markt und die Technik viele neue, effizientere Verfahren und bessere Materialien hervorbrachten, wurde davon fast nichts genutzt. |
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Dieser Bericht basiert auf Zeitzeugenberichten und Recherchen im Internet... sowie
- dem Bericht: "Curta, die kleinste mechanische Rechenmaschine der Welt", Herbert Bruderer, Elmar Maier, ETH Zürich, 2014
- dem Buch: "Kein Geschenk für den Führer - Schicksal eines begnadeten Erfinders", Christine Holub, 2005
- dem Buch: "Curta, Carena & Co. - Geschichte der Contina in Mauren", Hansjörg Nipp, 2017
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Report by R. Häni, Switzerland |
Why was the Curta 1a developed?
What was improved with the Curta 1a?
Why were the improvements not implemented?
What happened next?
Prehistory |
In order to understand how the development of the Curta 1a came about, it is beneficial to know some crucial aspects in the history of Contina AG: In 1947, Contina AG started with minimal means - rented in the Hirschen restaurant in Mauren, Principality of Liechtenstein - the development for the serial production of the small calculating machine.
In 1948, series production began in the newly built factory. Until the middle of 1950, about 700 pieces were produced - under great difficulties: insufficient tools, machines, insufficient parts precision, lack of well-trained personnel. The effort required to produce the many precision parts was massively underestimated. The planned production volume was not achieved by far: the material costs, the assembly and inspection effort were too high, a lot of readjustment had to be done by hand.
The production costs for 1949 and 1951 can be roughly calculated from audit reports of a Swiss trust company. Curt Herzstark gives two figures for 1950 from his memory. The cost calculation is simplified, but gives an impression of the profitability in these first years of production: |
Cost per piece in CHF (Swiss francs) |
1949 |
1950 |
1951 |
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Material costs, purchased parts, ... |
200 |
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155 |
Labor costs (assembly time, machine time, ... |
96 |
60 |
48 |
Amortization, interest (equipment, real estate) |
370 |
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31 |
Total manufacturing costs |
666 |
333 |
234 |
Factory selling price |
295 |
215 |
215 |
Retail selling price |
400 |
400 |
400 |
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The Curta was a loss-making business for Contina AG.
Curt Herzstark left the Contina AG company at the end of 1950. However, he remained associated with the company as a consultant until 1956. With Curt Herzstark's departure, the company lost its competent technical management.
In 1952, production processes were further optimized and manufacturing costs were reduced to CHF 210, while production figures were increased.
In 1955, the Curta type 1 cost CHF 400 in retail, the Curta type 2 CHF 495. These retail prices remained constant until 1970!
In 1958, a recession paralyzed the entire world economy and Curta sales figures fell sharply.
Project
Elmar Maier, machine engineer and co-designer of the Curta 1, was commissioned to further develop the Curta in order to further reduce manufacturing costs. Some improvements led to new patents. A sample series of about 100 units was produced and successfully tested at customers and in schools.
Improvements
- Plastic crank arm: cheaper, reduced assembly costs
- Plastic clearing lever: cheaper, more robust (the aluminum delete lever often broke off when the Curta rolled off the work surface and fell to the floor).
- Simplified step drum: halving of assembly time
- New ten carry mechanism: fewer parts, easier assembly
- Die-cast zinc carriage casting with injected mating axles: cheaper, fewer parts, easier assembly
- Plastic numeral dial: cheaper, fewer parts, easier assembly
- Locking of setting shaft with notches instead of counterbores: 90% less production effort
- Slide and lower housing ring with plastic insert and grooves instead of milled aluminum knurling: cheaper, less production effort
- Decimal marker on setting register, with engraved setting ring and gray plastic knob: cheaper, fewer parts and easier assembly
- Battery-electric drive: as optional equipment
In 1961, the project was presented to the management. A cost saving potential of 40% was shown. Additional necessary investment costs: CHF 70'000.
The management rejected the implementation of these improvements. The project was stopped without giving any reasons.
Why actually?
Looking at the business environment of Contina AG at that time, the following reasons for the negative decision are likely:
- The recession of 1958 had been overcome, the business figures were better again in 1960
- However: Curta production was no longer a priority
- Various other products had already been developed and produced since 1953, and in 1961 photo and film cameras were selling well on the world market. The focus was on camera technology, and Curta investment costs were needed for camera development
- Difficulties were feared in the introduction of production, with a slump in production numbers, analogous to 1948-1950 - Curta was well and stably positioned in the market, no real competition was seen, so changes did not seem imperative
- The only possible competitor was the ALPINA calculating machine, which was launched in 1960. It was larger, had a removable base, and was somewhat more cumbersome to operate without a base. And like the 1948 Curta, it struggled with production shortcomings. Production and sales were discontinued as early as 1961
Epilogue
The Curta improvement project was not completely in vain:
- The plastic crank was introduced, as well as the plastic clearing lever
- The engraving on the canister was replaced with an aluminum label
In the same year, the two-piece end plate was introduced. A so-called plate (with the serial number) was glued into the end plate. Later came the plastic canister, which replaced the metal canister. It was introduced in 1964.
During the entire production period from 1948 to 1970 - that is for 22 years! - very little was changed in the Curta mechanism. Although the market and technology produced many new, more efficient processes and better materials, almost none of them were used. |
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This report is based on eyewitness accounts and research on the Internet.... as well as
- the report: "Curta, die kleinste mechanische Rechenmaschine der Welt", Herbert Bruderer, Elmar Maier, ETH Zurich, 2014
- the book: "Kein Geschenk für den Führer - Schicksal eines begnadeten Erfinders", Christine Holub, 2005
- the book: "Curta, Carena & Co. - Geschichte der Contina in Mauren", Hansjörg Nipp, 2017
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Quelle: Privatsammlung R. Häni, Schweiz
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